Grenzerfahrung bei der Premiere

Da war die Welt bzw. das Wetter für uns noch in Ordnung. Am Freitag, den 4. Juli 2019, fuhren wir, Luise und Katrin Päpke sowie Jonas Höhne vom TSV Treuenbrietzen, nach Stralsund, um am 55. Sundschwimmen teilzunehmen. Aber trotz Sonnenschein war es kühl und windig, so dass klar war: der morgige Wettkampf wird eine Herausforderung. Aber dass es so extrem wird, hätten wir nicht erwartet.

Wegen der schlechten Witterungsbedingungen (Luft 17 °C, Wasser 16°C, böiger Wind und Regen) wurde wie schon im Vorjahr nicht über den Sund von der Insel Rügen zurück zum Festland geschwommen, sondern eine 2,4 Kilometer-Strecke (mit den wellen- und strömungsbedingten Abdriftungen vermutlich deutlich mehr) an der Küste entlang. 131 Sportler entschieden sich schon vorher gegen den Start, viele mussten unterwegs aufgeben. Aber immerhin 864 Schwimmer erreichten das Ziel. 

Bildergebnis für Sundschwimmen 2019

Am Start ließen wir es erstmal ruhig angehen und stellten uns hinten an, als 939 Schwimmer über eine schmale Rampe im Parower Hafen ins Wasser gingen. Das Hauptfeld war schon lange unterwegs, bevor wir überhaupt die Wasserkante erreichten. Luise, zum 7. Mal dabei, wusste, was sie erwartet, hatte aber Bedenken, da sie nach einer Fußballverletzung seit Monaten pausieren musste. Doch nicht die Kondition oder der verletzte Fuß waren das Problem, sondern Wellen, Regen und die Kälte. Langsam wurden Hände, Füße und dann auch Arme und Beine taub. „Ich war mehr als einmal kurz davor, aufzuhören und mich ins Boot holen zu lassen. Aber irgendwie ging es doch weiter, denn wir waren gemeinsam gestartet und wollten auch zusammen ankommen.“ Für Jonas war es der erste Start, seine Premiere wurde zu „einer echten Grenzerfahrung“ „Aufgeben war keine Option. Aber das muss ich nicht nochmal haben!“  Auf dem letzten Kilometer wurde es dann noch mal kritisch, denn die Wettkampfleitung hatte beschlossen, das Schwimmen nach 90 Minuten abzubrechen. Die Begleitboote begannen das Feld von hinten aufzurollen, um die noch im Wasser befindlichen Schwimmer einzusammeln und kamen immer näher. Aber jetzt wollten wir natürlich das Sundschwimmen auch erfolgreich beenden. „Es wäre bitter gewesen, so kurz vor dem Ziel unfreiwillig aufhören zu müssen.“ Nach 1:46 Minuten gingen wir im Pulk der letzten 20, die das Schwimmen noch beenden durften, an Land.„Eine krasse Zeit. Ich hätte nicht gedacht, dass wir so lange unterwegs waren.“ Katrin hat 1981 das erste Mal mitgemacht und braucht in der Regel rund eine Stunde, je nach Strömung und Platz im Feld der 1000 Starter. „Auch für mich war dieses Schwimmen eine echte Grenzerfahrung. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich schon mal so früh angefangen habe zu frieren.“ Trotzdem denkt sie an´s Weitermachen. „Ich war zwar in diesem Jahr zum 20. Mal dabei, aber den Sund tatsächlich überquert habe ich erst 16 Mal. 3 Mal ging´s an der Küste entlang und 2011 ist es sogar ganz ausgefallen. Insofern war ich froh, nicht umsonst angereist zu sein und hoffe im nächsten Jahr auf besseres Wetter.“

(Foto vom Start: Nordkurier)